Update aus der Stadt, die sich dem Ramadan beugt. Wirklich unglaublich, wie sich diese Metropole innerhalb von wenigen Minuten von einem wurdelnden Bienenstock in eine Totenstadt wandelt. Das Schauspiel wiederholt sich täglich zwischen sechs und sieben und dauert ungefähr zwei Stunden an. Ich überlege unterdessen, ob ich “Oriental Zombieland” oder sowas in der Art drehen soll, um die Stimmung einzufangen, die hier allabendlich herrscht.
Abgesehen von Ramadan, was hat sich getan?
Mittwoch, 11. August 2010 – Museum of Modern Art
Am Mittwoch besuchten wir das Egypt Museum of Modern Art. Zeitgenössische, ägyptische Kunst. Ich muss sagen, ich war beeindruckt von der Fülle hervorragender Bilder und Skulpturen. Die ausgestellten Werke sind ein Spiegelbild ägyptischer Lebensweise. Viele Arbeiten zeigen typische Situationen des ägyptischen Alltags des letzten Jahrhunderts und sind Ausdruck der Seele dieses Landes.
Aber nicht nur der Inhalt zeigt ein anderes Kairo, als wir es bisher kennengelernt haben. Das Museum liegt auf dem Gelände der kairinischen Oper, einem wunderschönen Fleck Erde. Ich kann und möchte jetzt keinen Vergleich mit dem Museumsquartier aufbringen. Hier ist weniger Ort der Gemeinsamkeit, das Ambiente wirkt etwas majestätischer, die Blätter der Palmen bilden einen wunderbaren Kontrast zu den gold anmutenden Fassaden stilvoller Architektur in der ägyptischen Abendsonne. Es herrscht Ruhe, verglichen mit dem normalen Lärmpegel möchte ich fast sagen Stille. Nach einer Woche zeigt mir diese Stadt ein völlig neues Gesicht.
Den Abend lassen wir bei Shami und Mischu ausklingen. Heute ist Start des Ramadan. Eine letzte Mahlzeit für alle gläubigen Moslems in diesem Land, dann beginnt die Fastenzeit und das ganze Land befindet sich im Ausnahmezustand. In der Zeit des Ramadan darf vor Sonnenuntergang weder gegessen, schlimmer aber noch, auch nicht getrunken werden. Am Abend kommt dann traditionell die Familie zu einem üppigen Frühstück zusammen. Auch ich übe mich ab heute ein wenig in Zurückhaltung. Wie gesagt. Ein wenig.
Donnerstag, 12. August 2010 – National Museum – endlich.
Am Donnerstag ist es Zeit für einen Besuch im großen, sagenumwobenen, lachsfärbigen National Museum. Tutanchamun, wir kommen. Wir haben im Vorfeld viel über das Museum gelesen, es wird stark kritisiert, da hier teilweise 5000 Jahre alte Schätze der Geschichte frei im unklimatisierten Raum herumstehen. Mein erster Eindruck: Ein riesiges Gebäude, das zur öffentlichen Schatzkammer umfunktioniert wurde.
Tatsächlich kann man hier alles angreifen, lediglich die Maske besagten Pharaos ist von einer einfachen Glasvitrine umgeben. Obwohl hier sämtliche aus europäischen Museen bekannte Hilfsmittel wie Info-Screens, meist sogar Info-Kärtchen fehlen, bekommt man einen guten Einblick, was einem da vor die Augen kommt. Die in fünf Epochen eingeteilte Ausstellung hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Besonders angetan haben es mir die Royal Mummies, die 15 Pounds, die man für deren Besichtigung extra zahlt sind es definitiv wert. Ramses der Dritte liegt da herum, als wäre er eben gestern abgekratzt und in eine Glasvitrine gelegt worden. ich wollte ja immer als Asche im Meer landen, der Gedanke daran, in 2000 Jahren noch so gut auszusehen lässt mich kurz an eine Mumifizierung denken.
Nach ca. drei Stunden sind wir dann durch, nach geschätzten fünfundzanzigtausend nicht identifizierten Hieroglyphen zurück ins Hostel, Ausspannen.
Freitag, der 13. August 2010 – Rooftop Pool
Jetzt wo ich es schreibe, fällt mir auf, dass gestern Freitag der 13. war. Dafür war er aber ganz nett. Wir haben beschlossen, dass es nach Tagen kultureller Betätigung Zeit ist für eine Entspannungspause. Steffi hat ein Hotel mit Pool am Dach ausfindig gemacht. Für umgerechnet 3,50 Euro genießt man Aussicht auf Kairo im kühlen Nass. Es gesellt sich eine ganze Gruppe an Studienkollegen zu uns, gemeinsam genießen wir ägyptische Abendsonne, beschließen ins Kino zu fahren. Inception. Und ja, ich habe mich darauf gefreut und wurde nicht enttäuscht. Obwohl noch heute einige Fragezeichen in meinem Kopf Walzer tanzen, bin ich seit langem wieder zufrieden nach einem Kinobesuch.
Und weil wir Hausdächer so gerne haben, fahren wir anschließen noch zum Odeon, der Bar, in der wir meinen Geburtstag feierten. Hier genießt man die Aussicht auf Kairo bei Nacht. Gegen halb vier brechen Sanna, Ahmed und ich auf zum Hostel, Zwischenstopp in einer Falafel-Bude inbegriffen. Der Rest der Bande haut sich auf ein Schiff und lässt sich am Nil treiben. Nach einer Autofahrt mit 8 Personen in einem Trabbi.
Samstag, 14. August 2010 – Pool again
Es ist Wochenende. Und so verbringen wir es auch. Der Pool hat es uns angetan, schon um zwölf sind wir wieder auf den Beinen. Geschätzte 40 Grad, die sich aber weit feiner anfühlen als selbige in Wien, angenehme Wassertemperatur und eine Aussicht… So lässt sich’s leben. Viel mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Und nein, morgen kein Mallorca-Programm, früh morgens gehts ab in eine koptische Messe, danach zur Allabastermoschee und der Zitadelle. Ob ich der Messe beiwohne, kann ich noch nicht sagen, ich freue mich allerdings auf einen Tag voll orientalischer Eindrücke. Bis bald.
MEINE SOCIAL MEDIA PROFILE: