blank info

Entrepreneurship 2010 – Warum die Old Economy nervt und die wahren Stars Surfshorts tragen

Blogparade Entrepreneurship

Jetzt mal ehrlich. Die Diskussion über die Nachhaltikgeit von Unternehmen, das ganze CSR-zeugs, who cares? Unternehmer wird, wer Kohle machen will. Dafür trägt der/diejenige auch die Verantwortung. Die Formel ist einfach: Höchstmöglicher Verkaufspreis – Geringsmögliche Produktionskosten = Maximaler  Ertrag. Klar, es ist bedauerlich, wenn Umwelt und Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Vielen Unternehmern tut das im tiefsten Inneren auch sicher leid. Aber ganz ehrlich: So lange die Marge passt, ist der Chef zufrieden. Schließlich kann man die nicht ganz so sauberen Maßnahmen ja unter den PR-Teppich kehren. Und eine Welt von gleichberechtigten, selbstverantwortlichen Arbeitern? Wo bleibt da der Grundgedanke des Wortes Arbeiter?

So weit. Das Jahr 2010 ist da und vieles bleibt beim Alten. In Österreich gibt es einen Corporate Social Responsibility Tag, bei dem sich zahlreiche Unternehmen den Deckmantel “Soziale Verantwortung” überstülpen. Manche leben dies im Ansatz durchaus schon. Trotzdem frage ich mich täglich, in welcher Kultur ich lebe, in der Menschen eine Berufsbezeichnung auf die Karte geschrieben bekommen. “Assistenz der Geschäftsführung”, “Administration”, “Controlling”, “Head of Irgendwas”. Potenzialabgrenzung in 8,5 x 5,5 cm. Das ist, wo Unternehmenskultur endet..

Quo vadis Selbstverantwortung?

Würden Geschäftsführer erkennen, dass ihre Mitarbeiter im Schnitt ein Viertel ihres Potenzials aktiv nutzen, würde die Wirtschaft wohl anders aussehen. Der Controller kann auch fotografieren? Die Sekretärin organisiert privat für einen Verein Feste mit dreistelligen Besucherzahlen? Kann ja alles nicht sein. Steht ja nicht auf der Karte.

Was aber, würde besagter Geschäftsführer seine Belegschaft hernehmen, an einen runden Tisch setzen und alles Wissen und Können auf einen Haufen bringen? Würde er nicht erkennen, dass in jedem Menschen ein Entrepreneur steckt?

Wenn Frau Lehrer spricht, hat klein Maxi Pause…

Kaum geboren, beginnt der Entrepreneur in uns zu wachsen. Wir verknüpfen die umgebenden Einflüsse zu einem Gesamtbild, probieren alles rund um uns und freuen uns des Lebens, wenn auch manchmal etwas schief geht. Dann kommt die Schule. Sie bringt uns bei, dass Fehler böse sind. Dass Scheitern nicht erlaubt ist. Und Kreativität nur in den Pausen ihre Berechtigung hat. Die Schule versucht uns vorzugeben, was für uns wichtig ist. Ohne dabei auf unsere Talente und Fähigkeiten einzugehen. Dies führt zur Rückentwicklung dieser. Und zur Berechtigung von Mentaltrainern und Psychologen, die uns im späteren Leben in mühevoller Arbeit daran erinnern müssen, was wir eigentlich am liebsten und besten tun. In gewisser Weise pervers, oder?

Laut meiner These müsste also jeder Entrepreneur einen Mentaltrainer haben. Da dies mit Sicherheit nicht so ist, muss es also eine andere Ursache geben. Wie wird man Entrepreneur?

Brav sein ist nicht.

Anpassung. Mit Sicherheit der falsche Grundsatz, um als Unternehmer erfolgreich zu werden. Je mehr Biografien erfolgreicher Menschen ich lese, desto klarer wird mir, was sie alle gemeinsam haben. Sie entwickelten in der Zeit, in der andere in der Schule saßen, ihre Talente. Sie machten Ihr eigenes Ding, ohne Rücksicht auf Verluste. Ein Entrepreneur liebt das Risiko.

Besonders auffallend ist, dass sich die Zahl der Unternehmer-Stars in Zeiten des Internets multipliziert. Logisch. Volle Information – jederzeit – gekoppelt mit maximaler Vernetzung. Ring frei für globales Patchwork Unternehmertum. Stopp. Jetzt kommt ein weiterer Faktor: Das Heranwachsen einer gebildeten, hochvernetzten Klasse. Diese Klasse hat erkannt, dass jedes Talent, jede Begeisterung, in ein Geschäftsmodell umgemünzt werden kann. Jede Nische kann man füllen. Ein Dank an das World Wide Web. Und da wo Mama noch nicht mal versteht, welches Produkt Sohn/Tochter verkauft, findet dieses schon laufenden Absatz über Online-Kanäle. Schwuppdiwupp, einer Generation X mit einigen Blitzlichtern am nachhaltigen Unternehmenrhorizont folgt eine Generation Y, die sich einen Dreck schert über das, was ihre angeblichen Vorbilder ihnen beizubringen versuchten. Dafür umso mehr um unsere Umwelt und die Zukunft unseres Planeten. Eine Generation, die ihr Ding durchzieht. Die macht, was sie gerne macht. Und dabei so gut ist, dass sie die Old Economy vielerorts in die Knie zwingt.

Trauer war gestern, heute wird gerockt.

Und jetzt mal ehrlich: Was verdanken wir schon den vergangenen Unternehmergenerationen? Konstrukte, die auf Ihre Weise jeglichen Strukturwandel verhindern? Und dabei alles andere als ressourcenschonend, geschweige denn steuerschonend sind? Man siehe ORF, AUA, ÖBB, WKO. Ok, ich sollte objektiv bleiben, sonst sagen Sie noch, meine Beispiele haben alle drei Buchstaben und haben mit so nem Spiel mit Rot und Schwarz zu tun. Ja, nicht Roulette, das mit P am Anfang und z zum Schluss.

Zurück zum Thema. Kennen Sie ein österreichisches Unternehmen, das älter als zwanzig Jahre alt ist und durch ein besonders innovatives, gleichzeitig kreatives und obendrein nachhaltiges Geschäftsmodell gekennzeichnet ist? Genau das haben die Jungen nämlich voraus. Sie überlegen keineswegs, wie sie ein perfektes Modell schaffen, sie tun. Und die Leidenschaft mit der sie tun führt sie auf den richtigen Weg. Sie wissen, wie sie sich das Recht erhalten, die Surfshorts dem Schlips vorzuziehen. Hier wird gearbeitet. Nicht an der Fassade. Sondern an Ideen, an Kreativität. Gary Vaynerchuk ist der neue Superstar. Zurecht.

Jetzt liegt es an der Politik, die Zeichen zu erkennen und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein Bildungsmodell zu schaffen, das die Talente und Interessen des Einzelnen maximal fördert. Und eine Entrepreneurkultur hervorzubringen, die es in Österreich quasi nicht gibt. Weil es kein Kapital gibt und noch viel weniger Risikobereitschaft. Es gibt nur zwei Lösungen: Minimale Bildung mit maximalem Frustpotenzial oder eine gesellschaftliche Umgebung, in der Menschen ihren Leidenschaften nachgehen können und mit diesen ihren Lebensunterhalt verdienen.

Die Zeit wird kommen, in der Freunderlwirtschaft kein Garant mehr sein wird, für die Aufrechterhaltung kaputter Strukturen. Bis dahin kann ich nur sagen: Old Economy Sucks. Ich lass mir jetzt auf Spreadshirt ein T-Shirt machen, auf dem in großen Lettern geschrieben steht: ENTREPRENEUR. Ende.

P.S.: Es gibt einige interessante Bücher zum Thema, zB “The Long Tail”, der Klassiker von Chris Anderson oder “Upstarts” von Donna Fenn oder auch “Kopf schlägt Kapital” von Günther Faltin (Update: Ich wusste, während ich diese Zeilen schrieb noch gar nicht, dass dieser Gast beim Businessfrühstück sein wird).

Weitere Beiträge dieser Blogparade:

  1. Thomas Thaler: Was ist ein Entrepreneur?
  2. Heinz Peter Wallner: Heureka, ich bin UnternehmerIn! Warum auch nicht?
  3. Marcus Ambrosch: Berufsbezeichnung – Entrepreneur?
  4. Hannes Offenbacher: Die Entscheidung. Das Schwert des Entrepreneurs
  5. Gerhard Wehe: Soziologische Perspektiven
  6. Cornelia Daniel: Entrepreneurship und das halb volle Glas
  7. Cornelia Bredt: Entrepreneurshipp – Unternehmen Zukunft
  8. Nicole Arnitz: Entrepreneurship. Leidenschaft in ihrer reinsten Form
  9. Johanna Kriks: Kreativität, Leidenschaft und Vertrauen – über die Lust am Unternehmertum
  10. Manuel Gruber: Entrepreneurship 2010 – Warum die Old Economy nervt und die wahren Stars Surfshorts tragen
  11. Franz Kühmayer: Entrepreneurship beginnt im Bildungssystem
  12. Valentin Heppner: Warum soll ich Entrepreneur werden?
Gefallen? Dann teil den Artikel doch mit deinen Freunden!
  • Print this article!
  • Twitter
  • Facebook
  • del.icio.us
  • Google Bookmarks
  • MySpace
  • Ping.fm

Ein Kommentar:

  1. Hermann Gams sagt:

    Manuel, schlicht und einfach genial -deine Formulierungen sind sooooo treffend auf den Punkt gebracht! DU bist der Shootingstar !

Ich freue mich über Deinen Kommentar!